Ora et labora et lege – Bete, arbeite und lies
Für den hl. Benedikt ist die Zeit im Sinne der Hl. Schrift „gefüllte Zeit“, Heilszeit (bibl. Kairos), zugleich als Zeit zur Entscheidung unter dem Anspruch des „jetzt“ und „heute“ einmalig und überaus kostbar. Daher legt Benedikt für jeden Tag Zeiten der Arbeit, des Gebetes, der geistlichen Lesung und des Miteinanders fest als Hilfen zur geistlichen Lebensführung.
Müßiggang ist der Seele Feind. Deshalb sollen die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigt sein. (RB 48,1)
Aufgrund dieser dreifachen Gliederung der Zeit wurde das Charakteristische der benediktinischen Lebenskultur bald unter dem Stichwort „ora et labora (et lege)“ zusammengefasst, das sich in dieser Form im Text der Benediktusregel nicht findet. Im Deutschen bürgerte sich die Formulierung „Bete und arbeite“ ein bzw. „Kreuz, Griffel/Buch und Pflug“.
Dieser dreifache Schwerpunkt des benediktinischen Lebens machte die Mönche nach der Zeit der Völkerwanderung nicht nur zu Glaubensboten sondern auch zu Bringern der Zivilisation, ermöglichte ihnen die Urbarmachung und Kultivierung des Landes und die Weitergabe des antiken Wissens durch die Einrichtung von Schulen und Scriptorien.