Im mit Kerzen erleuchteten Kirchenraum der Nonnberger Stiftskirche trat am Mittwoch, den 6. November 2019 der hauseigene Kammerchor, die Nonnberger Stiftsvokalisten im Rahmen des Kirchenmusikalischen Herbstes auf. Nach dem Glockenschlag eröffnete der Chor mit Niels la Cours „Fred hviller over land og by“ den Abend und ließ die zahlreichen Besucher erst einmal ankommen und stille werden. Stiftskantorin Barbara Schmelz begrüßte anschließend alle herzlich und ging auf die Programmzusammenstellung ein.
Musica Mystica – Musik kann die Mysterien, die Geheimnisse des Kirchenjahres besser beschreiben als Texte oder Gebete; Musik, die sich über Ratio, aber vor allem Emotio in den Herzen der Hörenden ausbreitet, stand auf dem Programm des Abends.
Zwei völlig unterschiedliche Vertonungen des Menschwerdungsgeheimnisses „O Magnum Mysterium“ von Morten Lauridsen und Tomas Luis de Victoria wurden nacheinander angestimmt und jedes erreichte auf seine Weise seine unter die Haut gehende Wirkung.
Das Pfingstgeheimnis, das Kommen des Hl. Geistes, wurde in den zwei folgenden Stücken veranschaulicht: mit „If ye love me“, einer vierstimmigen Motette von Thomas Tallis, Musikus an der königlichen Kapelle des englischen Hofes im 16.Jahrhundert, sowie mit Josef Butz´ eindrücklichem Pfingstbrausen in seinem Stück „An dem Ort, wo sie saßen“.
W.A. Mozarts „Ave verum“ und Ola Gjeilos „Ubi Caritas“ sind weitere Beispiele für Kirchenmusik, die nicht nur schön klingt, sondern im Moment des Aufführens groß und wahr werden kann. Dies gelingt, wenn die Kombination aus Musik, Raum, Liturgie und den Stimmen und auch die Gesinnung des Chores wortwörtlich „zusammenstimmen“. Diese Kraft wurde bei diesem Konzert eindrücklich spürbar und übertrug sich auf wundersame Weise auf das Publikum, welches erfüllt, aber in absoluter Ruhe die Stiftskirche verließ.