Ökumenische Besuchsreise einer PRO ORIENTE-Delegation vom 30. 9.- 3. 10. 2022  nach  Konstantinopel (Istanbul)

Unter der Leitung unseres Herrn Erzbischofs Dr. Franz Lackner OFM und des griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios Kardamakis (Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn) und zusammen mit unserem Erzbischof em. Dr. Alois Kothgasser SBD nahm unsere Altäbtissin M. Perpetua mit einer umfangreichen Pro Oriente-Delegation vom 30. 9. – 3. 10. 2022 an einer ökumenischen Besuchsreise nach Konstantinopel (Istanbul) teil. Diese Reise erfolgte aufgrund eines privaten Besuches Se. Allheiligkeit, des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., im Erzbischöflichen Palais im Februar d. J., bei dem dieser Erzbischof Lackner zu einem baldigen Besuch in den Phanar eingeladen hatte.

Bei hochsommerlichen Temperaturen (sie hielten bis zum letzten Tag an!) scheiterte am Anreisetag leider ein erster geplanter Besuch der Delegation beim römisch-katholisch Apostolischen Vikar von Istanbul, SE. Bischof Massimiliano Palinuro an einem Missverständnis, so dass folglich der zweite Termin beim armenisch-katholischen Erz-bischof von Istanbul, SE. Erzbischof Lévon Boghos Zékiyan, wahrgenommen wurde. Dieser empfing die österreichischen Gäste in seiner Residenz im Istanbuler Stadtteil Beyoğlu sehr herzlich und gab ihnen u. a. einen Einblick in die derzeitige Situation seiner Kirche. (Anm.: Die armenisch-katholische Kirche ist die katholische Ostkirche des armenischen Ritus in voller Einheit mit dem Papst. Sie ist der unierte Zweig des armenischen Katholikats von Sis in Kilikien).

Am 1. Oktober brachte ein Fährschiff die Pro Oriente-Delegation über das Marmara-Meer auf die Insel Chalki (türk.: Heybeliada), die zweitgrößte der Prinzeninseln im Marmara-Meer. Auf dieser befindet sich die Theologische Hochschule des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, die jedoch im Jahr 1971 durch ein neues türkisches Gesetz, welches den Betrieb von privaten Universitäten verbietet, geschlossen wurde. Für Patriarch Bartholomaios und das Ökumenische Patriarchat bedeutet dies eine überaus schmerzliche Situation, doch beten und hoffen alle weiterhin auf eine baldige Wiedereröffnung. Den Ort selbst empfanden alle BesucherInnen an diesem Tag als eine „Oase des Friedens“.

Zurück in Konstantinopel führte der Weg der Delegation am Abend zum Österreichischen St. Georgs-Kolleg in Istanbul, wo Erzbischof Lackner in der Kirche in Konzelebration mit Erzbischof em. Kothgasser und P. Alexander Jernej, dem Superior der Österr. Lazaristen-Kommunität von St. Georg und mit der dortigen österreichischen Gemeinde einen Vorabend-Gottesdienst feierte. Anschließend folgten eine herzliche Begegnung und ein informativer Austausch mit den Verantwortlichen der Gemeinde, des St. Georgs-Krankenhauses und des St.Georgs-Kollegs.
Das St. Georgs-Kolleg wird als Auslandsschule von der Republik Österreich gefördert. Heute unterrichten dort ca. 60 österreichische Lehrer und türkische Lehrer ca. 500 Schüler. Den gesetzlichen Bestimmungen nach erfolgen die Aufnahmeprüfungen an fremdsprachigen Schulen auf Türkisch. Fast alle Schüler sind demnach türkische Staatsbürger, die in einer Vorbereitungsklasse Deutsch lernen und anschließend die Oberstufenklassen besuchen. Mit Ausnahme des Faches Türkisch und der türkischen Kulturfächer (Geografie, Geschichte, Religion) werden alle Gegenstände in deutscher Sprache unterrichtet.

Am Sonntag, dem 2. Oktober begann am frühen Vormittag der Bustransfer mit der Pro Oriente-Delegation zum Ökumenischen Patriarchat, dem Sitz des Ökumenischen Patriarchen im Phanar – dem primären Ziel dieser Reise. Hier leitete man die Gruppe sogleich in die St. Georgs-Kathedrale zur Mitfeier der Göttlichen Liturgie mit dem Ökumenischen Patriarchen, was für alle ein nachhaltiges Erlebnis wurde.
Im Anschluss daran erlebte die Delegation zunächst eine hohe Auszeichnung für Patriarch Bartholomaios und seinen unermüdlichen Einsatz zur Bewahrung der Schöpfung durch den Rektor der Universität in Piräus. Daran schloss sich eine sehr herzliche Audienz mit einer Ansprache Se. Allheiligkeit an die Pro Oriente-Delegation an, wobei der Patriarch Pro Oriente gegenüber auch ein Kompliment aussprach, dass nämlich Pro Oriente „das richtige Gespür für die Zeichen der Zeit gehabt und gewusst habe, dass unsere großen Probleme nicht ohne den Beitrag des Christentums gelöst werden können“.
Diese herzliche und sicherlich auch historische Begegnung endete mit einem gemeinsamen festlichen Mittagessen, das Se. Allheiligkeit zu Ehren seiner Gäste gab.

Es blieb noch Zeit für einen kurzen Besuch in der Hagia Sophia, doch dieser Besuch wirkte eher frustrierend nach der vorhergehenden Festlichkeit. Durch die Umwandlung in eine Moschee hat dieses überragende Heiligtum der ganzen Christenheit zumindest innen an seiner ursprünglichen Strahlkraft verloren. Den gesamten Boden bedeckt ein Teppich, was von allen Besuchern das Ablegen der Schuhe verlangt, zudem sind die Zugänge zu den oberen Emporen durch Metallzäune versperrt!

Auf der Weiterfahrt besuchte die Delegation schließlich noch das griechisch-orthodoxe Kloster der Jungfrau Maria Balikli mit der bekanntesten heiligen Quelle Istanbuls sowie die Patriarchengräber in nächster Nähe, auf dem auch der hochverehrte Patri-arch Athinagoras (1886 -1972) seine letzte Ruhe gefunden hat.

Für den Abreisetag am 3. Oktober waren vormittags noch zwei Termine vorgesehen.
So besuchte die Delegation aus Österreich zunächst die neue syrisch-orthodoxe St. Efrem-Kirche im Istanbuler Stadtteil Bakirkoy, wo sie vom dortigen Metropoliten SE. Mor Filuksinos Yusuf Cetin und Gemeindemitgliedern überaus herzlich empfangen und bewirtet wurde. Es entsteht hier der erste Neubau einer christlichen Kirche in Istanbul seit 100 Jahren. Sie soll Platz für rund 700 Personen bieten und für alle christlichen Kirchen zur Verfügung stehen. Das Anwesen gehörte früher der katholischen Kirche, so existiert noch ein katholischer Friedhof, den die Syrer belassen wollen. Im hinteren Teil dessen wird eine Kapelle weiterhin von katholischen Christen für liturgische Feiern genutzt werden können.

Sehr beeindruckt vom starken Glaubenszeugnis dieser syrischen Gemeinde fuhr die Delegation weiter zum armenischen-apostolischen Patriarchen von Istanbul, Sahak II. (Mashalian), wo sie ebenfalls herzlich empfangen wurde. Patriarch Sahak II. berichtete natürlich auch über die Situation seiner Kirche. Demnach leben in der Türkei noch maximal 85.000 armenisch-apostolische Christen, wobei man jedoch angesichts von 85 Millionen Türken bei 0,1 Prozent der Bevölkerung fast nicht einmal mehr von einer Minderheit sprechen könne. Der Patriarch bezeichnete die Situation außerdem als „demografische Katastrophe“.

LINKS:
https://eds.at/detail/lackner-und-bartholomaios-gemeinsam-fuer-oekumene-und-frieden

https://www.metropolisvonaustria.at/index.php/de/nachrichten-de/2226-221003

PRO ORIENTE-Delegation bei Patriarch Bartholomaios:… | PRO ORIENTE (pro-oriente.at)

https://www.pro-oriente.at/news/erzbischof-lackner-beziehungen-zu-den-orient-christen-vertiefen

https://www.pro-oriente.at/news/bemühen-um-ein-gemeinsames-kirchliches-zeugnis-in-der-welt

http://www.sg.org.tr/fileadmin/daten/stgeorgsblatt/2022/oktober/GB_2022_10.pdf

https://www.facebook.com/suryanikadimistanbul?refid=17