Am Freitag, dem 25.Oktober 2024 beschloss das 60-minütiges Programm HIMMELSBOTEN in der vollbesetzten Stiftskirche die diesjährige Reihe der Engelmusicen im Rahmen der Nonnberger Abendmusiken.

Mit Silvia Schweinberger, Violine, und Peter Sigl, Cello, hatte sich Stiftskirchenmusikerin Barbara Schmelz ideale Kammermusikpartner mit großer Expertise und Experimentierlust gesucht. Die Violinistin ist Mitglied verschiedener renommierter Originalklangensembles wie der Camerata Salzburg oder dem Orchestra of the Age of Enlightenment, der Cellist künstlerischer Leiter des Österreichischen Ensembles für Neue Musik und war Cellist beim Concentus Musicus Wien unter Nikolaus Harnoncourt.

Engel mit Botschaften, die unterschiedlicher nicht sein können prägten den ersten Teil des Abendprogrammes:
Beide stammen von dem tief religiösen Komponisten Olivier Messiaen.
Das erste Stück, Louange à l‘ Éternité de Jésus, hier in einer Fassung für Cello und Orgel, gehört zum Quatour pour la fin du temps, das der Komponist 1940 als Insasse eines Arbeitslagers bei Görlitz schrieb und dort vor 400 Kriegsgefangenen aufführte.
Der neunte Engel aus der Offenbarung des Johannes kündigt das Ende der Zeit an.
Die exponierte Cellostimme des Stückes erklang ungeheuer intensiv und ergreifend.

Im zweiten Werk des Komponisten haben die Engel eine ganz andere Aufgabe als in der Offenbarung des Johannes: im Zyklus für Orgel Solo La Nativité du Seigneur verkünden sie im Stück Les Anges die große Freude, dass Gott Mensch wird.
Die Akustik unserer Stiftskirche transportierte die flatternden Engel in jeden Winkel. Erstaunlich, wie sich die Mauracherorgel für die Umsetzung von Messiaen-Werken eignet.

Die sogenannte Schutzengelsonate, eine Passacaglia, die als Abschluss der 15 Mysteriensonaten von Heinrich Ignaz Franz Biber komponiert wurde, verband die beiden Stücke von Messiaen.
Silvia Schweinberger musizierte die 68 Variationen in einem spannenden Feld zwischen sphärischem Schweben und einer natürlichen Erdigkeit. Der Titel der Passacaglia, Schutzengelsonate verleiht ihrem Aufbau symbolische Bedeutung: Wie der Schutzengel den Menschen auf allen seinen Wegen geleitet, so begleitet der immer gleiche Bass die Violine durch alle harmonischen Höhen und Tiefen.

Im Fresko Matthias Ostendorfers, das ja die Basis für alle Engelmusicen war, sind neben den 127 musizierenden Engel auch drei musizierende und dirigierende Chorfrauen abgebildet.
Diesen Damen gehörte der zweite Teil des Programmes:
Ein sonatenartiges Stück einer Nonnbergerin aus dem Musikarchiv wurde wieder zusammengestellt. Das viersätzige Werk in F- Dur ohne Titel war ursprünglich für Violine, Fagott und Continuo gedacht, die Musiker:innen spielten in der Besetzung Violine, Violoncello und Continuo.
Leider liegt keine Partitur vor, und es bedurfte der Tüftelei, das Werk wieder zusammenzubauen. Möglicherweise wurde das Stück, in dem man meint, Michael Haydn’sche Wendungen vernehmen zu können, als Tafelmusik oder zur Rekreation hier im Kloster musiziert, vielleicht aber erklang es an diesem Abend zum allerersten Mal!

Zur gleichen Zeit wie Heinrich Ignaz Franz Biber lebte in Novara, Oberitalien eine komponierende Ordensfrau des Ursulinenklosters, Isabella Leonarda, die, anders als die Komponistinnen vom Nonnberg, ihre Werke sehr wohl mit ihrem Namen versah und sie sogar drucken ließ. Über 200 ihrer Kompositionen sind überliefert.
Bemerkenswert sind die Sonaten op. 16. Es sind die ersten Instrumentalwerke, die nachweislich von einer Frau komponiert wurden.
Silvia Schweinberger, Peter Sigl und Barbara Schmelz musizierten zuletzt die Sonata duodecima und die Spielfreude in den äußerst abwechslungsreichen und ausgezeichnet komponierten Sätzen war sowohl mit den Ohren als auch mit den Augen vernehmbar.