Am 21. November haben wir uns im Gebet ganz besonders mit unseren Mitschwestern in der Abtei Säben verbunden.
1685 sind fünf Nonnbergerinnen aufgebrochen, um auf Säben ein Kloster erstehen zu lassen. Nun – 336 Jahre später – hat Bischof Ivo Muser die letzten beiden Benediktinerinnen im Rahmen eines Gottesdienstes verabschiedet. Nach der Messfeier hat Äbtissin Sr. Maria Ancilla Hohenegger dem Bischof die Schlüssel des Klosters übergeben, das die Diözese das Kloster am Säben nach dem Auszug der Schwestern fortan verwalten wird.
Vielfach wurde über diesen Abschied berichtet.
Anbei finden Sie
- Näheres zur Geschichte von Säben aus „Seckau heute Nr. 111- 2/21“: Benediktinisches Leben geht im Kloster Säben zu Ende
- einen Bericht aus der Kirchenzeitung „Kath. Sonntagsblatt“ vom 14.11.2021: Stille Dankbarkeit
- die Pressemitteilung der Diözese
- die Ansprache von Äbtissin M. Ancilla Hohenegger beim Gottesdienst am 21. November
Pressemeldung der Diözese Bozen-Brixen
Genau heute vor 335 Jahren, am 21. November 1686, wurde das Kloster zum Heiligen Kreuz auf Säben von Fürstbischof Johann Franz Khuen von Belasi offiziell errichtet. 1685 sind die ersten fünf Benediktinerinnen aus dem Kloster Nonnberg in Salzburg auf Säben eingezogen. 1699 wurde das Kloster zur Abtei erhoben und die erste Äbtissin, Maria Agnes von Zeiller, aus Taufers im Pustertal gewählt. Am Ende des heutigen Gottesdienstes hat die 11. und letzte Äbtissin von Säben, Sr. Maria Ancilla Hohenegger, Bischof Ivo Muser den Schlüssel des Klosters übergeben.
Säben kann auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurückblicken: Der Felsen über Klausen ist der alte Bischofssitz der Diözese Bozen-Brixen. Die ersten Bischöfe haben auf dem Säbener Berg residiert, bis sie im Mittelalter ihren Wohnsitz nach Brixen verlegten. In der Folge wurde Säben zu einer bischöflichen Burg ausgebaut, verfiel aber mit der Zeit. Erst im 17. Jahrhundert begann man mit dem Wiederaufbau der verfallenen Bauten, um dann 1685/1686 das Kloster zu errichten. Seither war das Kloster dem Bischof von Brixen bzw. Bozen-Brixen unterstellt. Aus diesem Grund haben die Schwestern auf Säben schon vor einigen Jahren entschieden, diesen Ort im Falle einer Aufhebung der Abtei der Diözese anzuvertrauen.
1996, als Sr. Maria Ancilla Hohenegger zur Äbtissin gewählt wurde, gehörten dem Kloster 18 Schwestern an. Heute besteht die Gemeinschaft von Säben aus drei Schwestern, von denen zwei die Feierlichen Gelübde abgelegt haben. Diese können das weitläufige Gebäude weder sinnvoll nutzen, noch können sie die hohen jährlichen Unterhaltskosten aufbringen. Zwei Schwestern der Abtei Säben werden nun als „Gastschwestern in Klausur“ in die Zisterzienserinnenabtei Mariengarten in St. Pauls wechseln und eine Schwester ist bereits in die Abtei Nonnberg in Salzburg übergetreten.
Ansprache von Äbtissin M. Ancilla
Lieber Herr Bischof Ivo, lieber Abtpräses Franziskus!
Liebe Brüder und Schwestern im Glauben!
Mit einem berührenden Ereignis aus der Gründungszeit möchte ich beginnen: Im Februar 1685 kamen die fünf Gründungsschwestern bei Schnee und Kälte nach mehrtägiger Reise auf Pferdeschlitten von Salzburg über den Brenner. Als sie nach Brixen bei der sog. Klamm erstmals Säben aus der Ferne sahen, ließen sie die Schlitten anhalten, knieten sich in den Schnee und stimmten das TE-DEUM an. — Das drückt irgendwie die Grundhaltung des Anfangs aus: Gott loben! Ich glaube, dass die Säbener Nonnen dieser Grundhaltung bis in unsere Tage treu geblieben sind: Säben ist nicht von Bedeutung, weil hier 550 Schwestern gelebt und gewirkt haben, sondern weil Gott gelobt und angebetet wird, weil Tod und Auferstehung unseres Herrn gefeiert werden, – ja, Christus, der wahre König hier Wohnrecht hat.
Als Gemeinschaft sind wir nun aus personellem Mangel an eine Ende gekommen. Vor wenigen Wochen hörten wir im Evangelium, wie die arme Witwe zwei Münzen, alles was sie hatte, in den Opferkasten legte. Ein bisschen komme ich mir wie diese Witwe vor: auch ich mußte und muß zwei Münzen in den Opferkasten legen: Unser Klosternachwuchs, Sr. Maria Gratia, die ich loslassen mußte, ist die eine Münze; das geräumige Kloster und unser von Gebeten und Segnungen gefülltes Gotteshaus, ist die andere Münze. Was übrig bleibt, ist die arme Witwe. Doch neben dem Opferkasten steht Jesus, der auf dem Weg ist, sich selbst als das geopferte Lamm sich hinzugeben. Das zeigt uns, dass unsere weit kleineren Opfer von Ihm wahrgenommen, angenommen und umgemünzt werden. In unserem Fall bedeutet dies, dass Sr. Maria Gratia auf dem Nonnberg in Salzburg eine Gemeinschaft des inneren Friedens und Wohlwollens gefunden hat, in der sie ihre Berufung weiterleben kann. Und unser Kloster dürfen wir in die Hände unseres Bischofs zurückgeben im Vertrauen, dass es weiter der Verherrlichung Gottes dient und dadurch ebenso dem Heil der Menschen. Und wir selbst, Sr. Elisabeth und ich finden wohlwollende Aufnahme bei Mutter Irmengard und ihrer Gemeinschaft in Mariengarten.
Im April 1685 machte Fürstbischof Paulin Mayr seinen ersten Besuch auf Säben. Und er schenkte den fünf mutigen Gründerfrauen ein Bild der hl. Helena, die das Kreuz Christi umfängt. Und er ermutigte die Schwestern, auch sie sollten nun das Kreuz des Herrn suchen und finden und gleich der hl. Helena umarmen und so wahre Kreuzestöchter werden. Damit diese Wegweisung für immer und für alle Schwesterngenerationen in Erinnerung bleibt, ist dieses Bild der hl. Helena über dem Hochaltarbild aufgerichtet worden und spricht immer noch zu uns. Liebe Mutter Irmengard, wenn Du uns beide nun unter Deinem Schutz nimmst, dann kommen wir als Töchter des hl. Kreuzes zu Dir.
Danken möchte ich heute den Vielen, die uns im Gebet tragen und die so oft im Stillen und unerkannt bleiben. Danken möchte ich Sr. Elisabeth und Sr. Maria Gratia, die ohne Murren und Klagen die neue Situation angenommen haben. Danke möchte ich Dir, Sr. Elisabeth, für Deine Treue zum Chorgebet. Ja, wir beide beten uns singen unser Chorgebet wie ein himmlische Heerschar!
Ein aufrichtiger Dank gilt unserer Landesverwaltung. Ohne öffentliche Zuwendungen hätten wir nie das Gebäude in den Zustand bringen können, in dem es sich befindet: Dächer, Fenster und Elektrosanierung verdanken wir dem Wohlwollen der öffentlichen Hand. Und mit dem Dank richte ich eine Bitte an die Landesregierung, dass die Kirche auch weiterhin den öffentlichen Schutz erfährt. Tirol und Europa sind von den christlichen Wurzeln geprägt. Christliche Kultur ist davon geprägt, dass wir in Gottes Händen sind, dass Krankheit und Tod nicht das letzte sind und dass die Sakramente der Kirche die wahren Heilmittel auf unser aller Weg zur Ewigkeit sind.
Danken möchte ich Ihnen Herr Bischof, Sie haben uns in geistlichen und zeitlichen Dingen stets wohlwollend unterstützt und letzthin durch die Verleihung der Diözesanmedaille die Anerkennung des Wirkens der Säbener Frauen kundgetan. Vergelts-Gott! Es erfüllt mich mit Zuversicht, wenn ich Ihnen nun die Verantwortung für Säben anvertrauen kann. Mit der Übergabe der Schlüssel verbinde ich die Bitte: schauen Sie gut auf dieses Juwel!