Unsere langjährige Außenpförtnerin, Frau Anna Hauzenberger (Fr. Anni), durfte am 22. Oktober nach einem langen und erfüllten Leben im 99. Lebensjahr zum Herrn heimgehen. Sie war, wie es Erzabt Korbinian Birnbacher bei ihrem Requiem betonte, eine schlichte und glaubwürdige Frau, die ganz im Dienst des Evangeliums stand, ihr Christsein unprätentiös lebte und stets aufrichtig und herzlich war und auch im allerärmsten Menschen noch etwas Gutes und Würdevolles fand. „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan“ – das hat sie ihr ganzes Leben hindurch überzeugend gelebt.
Am 25. Juli 1926 wurde sie in Vorchdorf geboren und auf den Namen Anna getauft. Trotz der schweren Zeiten erlebte sie mit ihren 5 Geschwistern eine glückliche Kindheit. Mit fünfzehneinhalb Jahren begann sie in Wien bei den Hartmann-Schwestern zu arbeiten mit dem Gedanken, dort einzutreten. Doch ihre ohnehin schwächliche Gesundheit, das starke Heimweh und die vielen Bombardierungen und Fliegeralarme setzten ihr nervlich stark zu, so dass der Klostereintritt aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt wurde. 1944 kehrte sie in ihre Heimat zurück und pflegte zunächst ihre erkrankte Mutter. Später arbeitete sie bei mehreren Familien im Haushalt und half bei der Pflege von Kranken. Mit viel Liebe betreute sie auch Kinder und gab ihnen durch ihr gläubiges Leben und Handeln ein prägendes Vorbild im Glauben.
Als sie erfuhr, das Kloster Nonnberg suche eine Pförtnerin, erkannte sie darin ihre Berufung und begann am 20. Oktober 1956 ihren Dienst an unserer Außenpforte. Hier oblag ihr die Betreuung der Priester und Gäste wie auch die Sorge um die Bedürftigen, die täglich an die Klosterpforte kamen. Alle Kraft für diesen nicht immer leichten Dienst, den sie 65 Jahre lang tagtäglich mit liebendem Herzen, großer Hingabe und Opferbereitschaft erfüllte, schöpfte sie aus dem Gebet und der täglichen Mitfeier der Hl. Messe. Jeden, der an die Nonnberger Pforte kam, empfing sie mit einem strahlenden Lächeln und hatte für alle ein offenes Ohr und ein gutes Wort.
Eine besondere Freude war es für sie, Nonnberger Oblatin werden zu dürfen, dabei empfing sie den Namen Sr. Veronika, der ihr bereits zum Programm wurde. Es gab ein für sie sehr prägendes Erlebnis an der Pforte: „Als dieser Bettler, den ich sehr fürchtete, wieder kam, betete ich intensiv und als er die Türe öffnete und eintrat durfte ich in einem kurzen Augenblick in dessen Gesicht das Antlitz Christi erahnen. Große Freude erfüllte mich. Das war mir eine Hilfe für meinen täglichen Dienst und mir wurde die Angst genommen. Von da an wusste ich: Ich will mich bemühen allen, aber besonders den Bedürftigen, einen Veronika-Dienst zu tun!“ So wurde sie bald zur „Mutter der Armen“. Nach 65 Jahren an der Pforte übersiedelte sie in den Krankenstock der Abtei und nahm, solange es die Kräfte erlaubten, rege am Gemeinschaftsleben teil. Am 22.Okt. hörte ihr so starkes Herz auf zu schlagen, und sie wird nun das Antlitz Christi auf ewig schauen. Vergelte ihr Gott alle Liebe. R.i.P.
Ihr außergewöhnliches Wirken wurde mehrfach gewürdigt: Verdienstorden der hll. Rupert und Virgil in Silber (1986), Silbernes Verdienstzeichen des Landes Salzburg (2001), Pro-Caritate-Verdienstzeichen des Landes Salzburg (2017), päpstlicher Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“ (2017).