Der hl. Benedikt
Der hl. Benedikt wurde um das Jahr 480 in Nursia (bei Perugia) geboren und starb am 21. März 547 in dem von ihm gegründeten Kloster Montecassino südlich von Neapel.
Über sein Leben berichtet Papst Gregor d. Große in dem 2. Buch seines vierbändigen, im hagiographischen Stil verfassten Werkes „Dialoge“, das er dem Leben und Wirken der Heiligen in Italien widmet. Aus der Zeit vor der Entstehung der „Dialoge“ Gregors des Großen gibt es zwei Lebenszeugnisse, in denen Benedikts Existenz durch Nennung seines Namens dokumentiert ist. Es handelt sich zum einen um einen kleinen poetischen Lobgesang auf Benedikt und seine Gründung Montecassino in 66 Versen, den ein Poeta Marcus verfasst hat, zum anderen um ein Einleitungsgedicht zur Benediktsregel, das Benedikts Nachfolger Abt Simplicius von Montecassino in den 550/560-er Jahren geschrieben hat.
(vgl. Tino Licht: Die ältesten Zeugnisse zu Benedikt und dem benediktinischen Mönchtum, in: Erbe und Auftrag 89 (2013), S. 434–441.)
Als Sohn einer vornehmen Familie wurde er zum Studium nach Rom geschickt und musste dort die Sittenlosigkeit seiner Mitstudenten und den allgemeinen politischen, moralischen und kulturellen Niedergang Roms miterleben. Da entschloss er sich, das Studium aufzugeben, um fortan ein mönchisches Leben zu führen. Er schloss sich bei Effide (Affile) einer Gruppe von Einsiedlern an und lebte drei Jahre lang zurückgezogen in einer Höhle im Aniotal nahe Subiaco. Sein einziger Kontakt zur Außenwelt war der Mönch Romanus, der ihn mit Nahrung versorgte. Schließlich wurden die Menschen der Umgebung auf Benedikt und seine vorbildliche Lebensweise aufmerksam. Die Mönche des nahegelegenen Klosters Vicovaro sandten zu ihm mit der Bitte, ihr Abt zu werden. Nur zögernd willigte er ein und musste jedoch schon bald feststellen, dass seine Art der Lebensführung in der Gemeinschaft auf Widerstand stoß, da die Mönche ihr ungezügeltes Leben keineswegs zu ändern gedachten. Schließlich fassten sie sogar den Plan, ihn mit einem Becher vergifteten Weines zu töten – doch als Benedikt den gereichten Becher segnete, zersprang dieser als wie wenn man einen Stein danach geworfen hätte. Daraufhin kehrte in das Tal von Subiaco zurück und gründete dort mehrere Klöster.
Mit einigen der Mönche zog er – der Überlieferung nach im Jahr 529 – aus Subiaco fort und gründete auf dem Berg über Casinum, auf dem noch eine heidnische Kultstätte bestand, das Kloster Montecassino, wo er auch seine Regel niederschrieb. Er trug nicht nur Sorge für seine Gemeinschaft, sondern nahm sich auch der Nöte der Bevölkerung an, heilte Kranke und soll sogar Tote wieder zum Leben erweckt haben. Die Hände zum Himmel erhoben starb er dort am 21. März 547 im Kreis seiner Brüder.
In seinem Breve „Pacis nuntius“ vom 24. Oktober 1964 zur Erhebung des hl. Benedikt zum Patron Europas schreibt Papst Paul VI. u.a.:
Botschafter des Friedens, Einheitsbringer, Lehrmeister der Kultur, vor allem aber Herold der Religion Christi und Gründer des monastischen Lebens im Abendland: Das sind mit Recht die erhabenen Titel des heiligen Abtes Benediktus.
Als das kraftlos gewordene Römische Reich zusammenbrach und andere Teile Europas ins Dunkel zu stürzen schienen, während wieder andere noch ohne jede Zivilisation und ohne geistige Werte waren, trug er mit beständigem und hingebendem Einsatz dazu bei über diesem unseren Kontinent die Morgenröte einer neuen Zeit aufgehen zu lassen. Vor allem er und seine Söhne brachten mit Kreuz, Buch und Pflug christlichen Fortschritt zu den Völkerschaften vom Mittelmeer bis Skandinavien, von Irland bis zu den Ebenen Polens.
Mit dem Kreuz, will sagen mit dem Gesetz Christi, befestigte und vertiefte er die Ordnungen des privaten und öffentlichen Lebens. Es ist gut, daran zu erinnern, dass er durch das „Opus Dei“, die Regel wohlgefügten und geordneten Gebets, den Primat der Gottesverehrung im Leben der menschlichen Gesellschaft gelehrt hat.
So hat er jene geistige Gemeinschaft Europas gefestigt, kraft derer die nach Sprache, Herkunft und Veranlagung so verschiedenen Nationen sich dennoch als das eine Volk Gottes fühlten. Diese Einheit ist durch die treue Hilfe der Mönche, Jünger eines solchen Vaters und Lehrmeisters, das besondere Merkmal jener Zeit geworden, die wir das Mittelalter nennen. …
Mit dem Buch oder durch die Geisteskultur hat derselbe ehrwürdige Patriarch, von dem so viele Klöster den Namen tragen und Kraft herleiten, die Denkmäler der Literatur aus der Finsternis, die über die Bildung und Kunst hereingebrochen war, mit liebender Sorge gerettet, der Nachwelt überliefert und ihre Lehren dem Studium erschlossen.
Mit dem Pfluge schließlich oder durch den Landbau und ähnliche Tätigkeiten hat er Wüsten und Urwälder in fruchtbare Felder und anmutige Gärten verwandelt und die menschliche Mühsal geadelt, indem er das Gebet mit der Handarbeit verband, wie das berühmte Wort besagt: „Bete und arbeite.“
(aus: Monastische Informationen 4/2014, 17f.)