Die Hl. Erentrudis
Im Jahre 695 überließ Herzog Theodo II. aus dem baierischen Geschlecht der Agilolfinger Bischof Rupert von Worms das ehemalige römische Verwaltungszentrum (municipium) Iuvavum verbunden mit dem Auftrag, die Bevölkerung des ehemaligen Noricums nicht nur zum christlichen Glauben zu bekehren sondern auch organisatorisch zu erfassen.
Dazu stattete er Rupert nebst großzügigen Schenkungen mit einer umfassenden Vollmacht zur Mission unter den Baiern aus. Da es in Bayern damals noch keine Nonnenköster gab, berief Bischof Rupert wenige Jahre später seine Nichte Erentrudis zusammen mit Gefährtinnen zur Unterstützung seiner Missionsarbeit nach Salzburg.
Erentrudis (auch Arintrud, Erindruda), die wie Rupert aus fürstlichem Geschlecht stammte, hatte offensichtlich schon in ihrer fränkischen Heimat als gottgeweihte Jungfrau gelebt, weshalb sie in den ältesten Dokumenten als „Deo sacrata, Christi famula, abbatissa“ bezeichnet wird. Für sie errichtete Bischof Rupert mit großzügiger Unterstützung der Baiernherzöge Theodo II. und Theodebert um das Jahr 714 auf der Nonnbergterrasse in der Oberstadt des damaligen Juvavum das Kloster Nonnberg und setzte Erentrudis als erste Vorsteherin ein.
Aus dieser frühen Zeit gibt es über sie und ihr Wirken kaum Zeugnisse. Sicherlich haben jedoch Erentrudis und ihre Schwestern den Menschen ein Beispiel christlichen Lebens gegeben, indem sie gemeinsam beteten und sich caritativen Werken wie der Sorge für die Armen und Kranken sowie der Erziehung und Bildung der Erwachsenen und Kinder (bes. der Mädchen) widmeten.
Erst Anfang des 14. Jahrhunderts verfasste der Nonnberger Kaplan Caesarius aufgrund älterer, nicht mehr vorhandener Quellen bzw. mündlicher Überlieferung eine Lebensbeschreibung dieser beeindruckenden Frau, wobei er besonders die apostolische Tätigkeit Erentrudis‘ hervorhob: „Glühend war die Macht ihrer Rede, den Hartnäckigen die harten Herzen zu erweichen und mit dem Salz der Weisheit und dem Honig der Liebe zu würzen.“
An einem 30. Juni um das Jahr 718 (?) starb Erentrudis. Wie eine Untersuchung ihrer Gebeine 1924 ergab, ist sie nicht älter als 55 Jahre geworden, war von zierlicher, mädchenhafter Gestalt, hatte goldblonde Haare, was auf iroschottische Herkunft hindeuten könnte. Nach der Vollendung des romanischen Kirchenbaus übertrug man ihre Gebeine von der ersten Begräbnisstätte in die Krypta und setzte sie im dortigen Felsengrab bei. Später wurden die Gebeine in einem Reliquienschrein gefasst und befinden sich heute im Klausurbereich des Klosters.
Die Verehrung der hl. Erentrudis setzte früh ein, da sie bereits in einer Urkunde aus dem Jahr 788 die als Heilige tituliert wird. Zusammen mit den hll. Rupert und Virgil ist sie Diözesan- und Landespatronin von Salzburg und wird mit Stab und Kirche dargestellt.