Die Regel des Hl. Benedikt
Der hl. Benedikt versteht seine Regel als Anleitung und Hilfestellung für alle, die ein Leben der Gottsuche führen wollen. Sie ist nicht Gesetz, sondern Richtschnur, eine „kleine Regel des Anfangs“, nicht nur für Mönche/Nonnen geschrieben, sondern für jeden Christen, der seine in der Taufe grundgelegte Berufung zur Nachfolge Christi leben will. In ihrer Kürze und Prägnanz ist die Benediktsregel auch heute – fast 1500 Jahre nach ihrer Entstehung – noch aktuell und für alle, die sich an ihr orientieren, gilt jene Verheißung, mit der Benedikt seine Regel beschließt:
Die Regel ist von einer weisen Maßhaltung in allen Dingen geprägt, was aber nicht mit einer Mittelmäßigkeit zu verwechseln ist, sondern vielmehr den Goldenen Mittelweg in allen Dingen meint. Der hl. Benedikt hat in all seinen Anweisungen immer den einzelnen Menschen im Blick, den Einzelnen mit seinen Stärken und Schwächen, mit seinen Wünschen, Sehnsüchten und Schwierigkeiten. Ihm will er auf seinem Weg der Gottsuche helfen, ihn will er aber auch anleiten, innerlich zu wachsen und zu reifen, um das zur Entfaltung zu bringen, was Gott in ihn hineingelegt hat.
Benedikt ist sich bewusst, dass das ein Prozess ist, der besonders am Anfang nicht leicht ist, weshalb er allen, die das klösterliche Leben beginnen, folgende tröstende Verheißung mit auf den Weg gibt:
Wir wollen also eine Schule
für den Dienst des Herrn einrichten.
Bei dieser Gründung hoffen wir,
nichts Hartes und nichts Schweres festzulegen.
Sollte es jedoch aus wohlüberlegtem Grund
etwas strenger zugehen,
um Fehler zu bessern und die Liebe zu bewahren,
dann lass dich nicht sofort von Angst verwirren
und fliehe nicht vom Weg des Heils;
er kann am Anfang nicht anders sein als eng.
Wer aber im klösterlichen Leben und im Glauben fortschreitet,
dem wird das Herz weit,
und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe
den Weg der Gebote Gottes. (RBp. 45-49)