Laetare: In Te Domine speravi
Ganz im Zeichen der Hoffnung auf das kommende Osterfest stand die erste Nonnberger Abendmusik des Jahres 2019 am Laetare-Sonntag in der Stiftskirche Nonnberg. Der dort beheimatete Kammerchor, die Nonnberger Stiftsvokalisten, erwartete die Zuhörer mit einem spannenden Vokalmusik-Programm:
Im Zentrum der Abendmusik standen fastenzeitliche Psalmvertonungen in selbstbewusstem Deutsch eines Heinrich Schütz (1585-1672; Aus tiefer Not, SWV 235), lateinisch von Jacobus Clemens non Papa (1510/15-1555/56; Domine, clamavi ad te) und in altehrwürdigem Kirchenenglisch von Richard Farrant (1525-1580; Hide Thou not Thy face from us o Lord). Damit wurde dem Bußcharakter der Fastenzeit Tribut gezollt und es war erstaunlich zu hören, auf welch unterschiedliche Art und Weise Komponisten der etwa gleichen Zeit sich dieser Texte und Thematik angenommen haben.
Begonnen aber hat die Abendmusik mit dem gregorianischen Introitus des Sonntages „Laetare Jerusalem“, der mit dem tröstlichen Bild der liebenden, stillenden Mutter die Hoffnung als Topos der Abendmusik in alle Winkel der Stiftskirche aussendete.
Auch zum Ende hin, nach den verklungenen Bußpsalmen, setzte sich die Hoffnung wie eine Klammer um das Programm: „Factus est Dominus firmamentum meum, sperabo in eum“ (zu Deutsch: Der Herr ist meine Feste, meine Zuflucht, auf ihn will ich hoffen), der Offertoriumstext des 4. Fastensonntags, vertont von Orlando di Lasso (1532-1594) . Allein die dreistimmig in Sextakkorden geführten Girlanden auf dem Wort „sperabo“ (ich werde hoffen) öffneten jedem Sänger und Zuhörer gleichermaßen das Herz.
Josquin Desprez´(1450/55-1521; „In te Domine speravi“ war der schwungvolle Abschluss, der mit seinem Latein-Italienisch Mix in der Sprache gekoppelt mit südländischem Temperament die Botschaft der Abendmusik endgültig ins Bewusstsein der Besucher strömen ließ, sodass alle guten Mutes die Stiftskirche verließen, um in der Abendsonne nach Hause zu spazieren.