„Engel-Finale“ zum Kirchenmusikalischen Herbst 2024

Das gesamte Jahr 2024 stand im Stift Nonnberg musikalisch im Zeichen der Engel. Die Renovierung des Engelfreskos von Matthias Ostendorfer war Inspiration für mannigfaltige musikalische Programme. Das allerletzte bot im Rahmen des Kirchenmusikalischen Herbstes am 14. November der Kammerchor des Stiftes, die Nonnberger Stiftsvokalisten, dar.

Verschiedene Engelgestalten wurden in ganz unterschiedlichen a capella Werken für Chor dargestellt:
Der Bassist Philipp Faschinger intonierte sonor und gleichzeitig sensibel eine gregorianische Vertonung des Ave Maria. Der gesamte Männerchor führte das Stück zu Ende, bevor auch die Frauenstimmen alleine und ein zweites Mal voraussangen.
Frauen und Männer gemeinsam vollendeten das schlichte, aber ergreifende Stück. Marias Antwort an den Gruß des Engels folgte auf dem Fuß, so dass durch Hans Leo Hasslers Dixit Maria eine Dialogsituation zwischen Engel und Maria hergestellt wurde.

Da jedes Sanctus einer Messe auch ein Engelsgesang ist, folgte die Sanctusvertonung des zeitgenössischen schwedischen Komponisten Jan Sandström.
Das Dreimal Heilig, das Trishagion: „Sanctus, sanctus, sanctus“ ist eine der frühesten christlichen Hymnen. Im Gottesdienst ist das Sanctus der Augenblick, wo sich die Liturgie hier auf der Erden mit der Himmlischen verbindet: das geschieht, indem die Menschen in den Chor der Engeln einstimmen.

Engel sind ebenfalls fester Bestandteil der Texte der orthodoxen Liturgie: Peter I. Tschaikowsky trifft mit seinen sakralen Stücken genau den geheimnisvollen Ton der orthodoxen Liturgie. In seinem Cherubinischen Gesang beschreibt er das wundersame Wesen der Cheruben, der Behüter der Bundeslade, der Behüter des Allerheiligsten. Der Kammerchor entfaltete den mystisch flächigen Klang des Werkes behutsam aber immer intensiver werdend bis zum abschließenden Halleluja.

Dem folgenden Stück des Programmes lag ein bekannter Text zugrunde: „Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf den Händen, damit dein Fuss nicht an einen Stein stößt.“
Der 91. Psalm ist einer populärsten Psalmen überhaupt: Wolfram Menschlick hat ihn wie viele bedeutende Komponisten zuvor, – am bekanntesten ist wohl die Vertonung Mendelssohn Bartholdys -, für Chor a capella vertont.

Anschließend wurde von Engeln im zwischenmenschlichen Bereich gesungen : In Billi Joels „Lullaby“ ist der Engel seine kleine Tochter. Die Popballade erklang in einer wunderbar arrangierten Fassung für gemischten Chor a capella.

Das wohl eindrücklichstes Engelbild ist für die meisten Menschen das früheste.
„Guten Abend, gut Nacht“ von Johannes Brahms drückt genau diese kindliche Engelvorstellung aus: eine große Geborgenheit, eine Sicherheit durch einen bei sich wachenden Schutzengel.
Mit diesem Lied verabschiedete sich der Chor eindrucksvoll von den überaus zahlreichen Zuhörern die, wie darum gebeten, das Gehörte ohne Applaus und quasi „unversehrt“ mit nach Hause nahmen.