„Mein Flügel ist zum Schwung bereit“
Die Abendmusik mit der Blockflötistin Alrun Pacher und Organistin Barbara Schmelz am letzten Septembersonntag stand ganz im Focus der Beziehung zwischen Engeln und Vögeln.
Dr. Alrun Pacher hat ihre intensiven Überlegungen zum Programm mit wunderbaren Worten zusammengefasst:
„Engel sind unsichtbare Wesen einer Zwischenwelt. Sie sind Boten, die uns einen flüchtigen Blick in diese andere Welt geben“, sagte der Komponist Toshio Hosokawa, der das Gedicht von Gershom Sholem vertonte, das dieser auf ein Engel-Bild von Paul Klee schrieb. Der Titel des Programms ist diesem Gedicht entnommen und verweist auf die Beziehung zwischen Engeln und Vögeln. Wie die Engel stellen auch Vögel eine Verbindung zum Himmel her: Enthoben der Erdenschwere, scheinbar außerhalb von Raum und Zeit, dazu ihr Gesang. „Angelus Novus“ hat Klee seinen Engel genannt. Die Engel in seinen Bildern werden als Abbild der inneren Engel des Künstlers gedeutet und bezeugen eine intensive Auseinandersetzung mit der jenseitigen Welt. Auch die Flöte wird oft als Symbol für das Jenseits und die Vergänglichkeit gesehen, vielleicht weil sie – wie ja auch die Orgel – durch Luft, bzw. durch den lebendigen menschlichen Atem zum Klingen gebracht wird. Wie Musik ganz im Jetzt, im Augenblick der Entstehung zu erleben ist, so beschreibt der Theologe Wilfried Härle die vergängliche Gegenwärtigkeit von Engeln: „Der Engel kommt ins Sein mit seinem Auftrag, er vergeht mit der Erfüllung seines Auftrags, denn seine Existenz ist Botschaft.“
Die Engels Nachtegaeltje (Englische Nachtigall) mit Diminutionen von Jacob van Eyck imitierte das Schlagen der Nachtigall. Die Ciacona von Benedetto Marcello entsteht in ihren Variationen immer wieder neu auf einem sich wiederholenden Harmonieschema, wie der sich ständig erneuernde und erweiternde Lebensweg. Agnes Dorwarth versucht mit Flügelschlagen die Geräusche von sich bewegenden Flügeln akustisch einzufangen. Man wird beim Hören an einen Schwarm herumschwirrender Putten erinnert.
Von dem tiefgläubigen französischen Komponisten Olivier Messiaen wird gesagt, dass er 700 Vogelstimmen zu unterscheiden wusste. Zahlreiche Kompositionen hat er Vögeln gewidmet. Das Stück Les Anges (Die Engel) ist dem Zyklus La Nativité du Seigneur (Die Geburt des Herrn) entnommen.
Die Taube steht für den Heiligen Geist und die Auferstehung, aber ist auch ein Symbol für Frieden. In dem Stück Les Tourtelles (Die Tauben) von Michel Pignolet Monteclair hört man zwei Turteltauben um ihre gegenseitige Gunst gurren.
Le Rossignol en Amour (Die verliebte Nachtigall) von François Couperin spannt den Bogen zum Anfang und steigert sich im Double du Rossignol virtuos in himmlische Sphären.