Am Sonntag, dem 23. Jänner 2022, zur Zeit der Laudes gab unsere liebe Mitschwester

FRAU MARIA MICHAELA Maria Berer OSB

im 96. Lebensjahr und im 69. Jahr ihrer hl. Profess ihr Leben in Gottes Hand zurück.

Zufriedenheit ist wohl das treffendste Wort, um Fr. M. Michaelas Leben zusammenzufassen. Ob Arbeit oder Ruhe, ob Gesundheit oder Krankheit, sie kannte kein Jammern: „Mir geht’s gut, ich bin zufrieden!“ Diese Zufriedenheit war genährt vom unablässigen Gebet und gründete in einer tiefen Gottverbundenheit und ihrer Liebe zur hl. Eucharistie und zur Gottesmutter. R.I.P.

Nekrolog

„Hiermit übergebe ich Euch mein Liebstes!“, sagte der Vater, als er seine Tochter Maria, die am Nonnberg um Eintritt gebeten hatte, nun an der Klosterpforte zurücklassen musste. Diese Worte zeugen von der tiefen Liebe, die Maridl, wie ihre Familie sie nannte, zuteil wurde. Sie wurde am 13. Juni 1926 in St. Johann am Walde dem Ehepaar Josef und Maria Berer geboren und erlebte eine wohl behütete Kindheit im Kreis ihrer Geschwister (3 Brüder, 1 Schwester).

Bei der Einkleidung, am 22. Mai 1952, erhielt Maria den hl. Erzengel Michael als Namenspatron und das Prädikat „von der Heiligsten Dreifaltigkeit“. Sie war knapp 26 Jahre und hatte davor bereits mehrere Jahre als Köchin im Salzburger Kolpinghaus gearbeitet, wo auch ihre Berufung herangereift war. Am Festtag des hl. Erzengels Michael, dem 29.9.1953, legte sie ihre zeitliche Profess und am Christkönigssonntag, 28.10.1956 ihre Ewigen Gelübde als Laienschwester ab. Erst nach dem II. Vatikanum wurden die Gelübde denen der Chorfrauen gleichgestellt.

Sicher hatte ihre so behütete Kindheit sie auch zu solch einem kindlich schlichten, unerschütterlichen Gottvertrauen heranreifen lassen. Fr. M. Michaela war eine unermüdliche Beterin und konnte wie kaum jemand jede Situation, wie immer sie kam, gut annehmen. Ein Jammern gab es nicht, sie war stets zufrieden und dankbar. Nur bei einem Gedanken – weil ihre Familie so weit weg ist – liefen ihr bis ins hohe Alter manchmal ein paar Tränen über die Wangen, das Heimweh oder einfach eine so tiefe Sehnsucht nach ihrer Familie löste in ihr einen Schmerz aus. Umso größer war die Freude nach jedem Besuch.

Mit ebenso unermüdlichem Eifer, mit dem sie betete, setzte sie sich bei der Arbeit ein, ob in der Küche oder später im Garten. Mehrere Jahrzehnte pflegte und bebaute sie unseren Nonntaler Garten und brachte oft eine überaus reiche Ernte an Obst, Gemüse und Blumen ein, sodass sich die Altäre in Kirche und Chorkapelle nicht nur zu Festen an reichem Schmuck erfreuten. Sicher ist Fr. Michaela manchen noch in Erinnerung, wie sie Tag für Tag schwer beladen am Abend den Nonnberg hinaufging, selbst noch als es durch ihr zunehmendes Alter und ihre abgenutzten, schlechten Knie immer mühsamer wurde.

Ende Jänner 2002 brach sie sich bei einem Sturz die Hand und im Oktober desselben Jahres wurde eine erste Knieoperation nötig. Da diese guten Erfolgt zeigte, erhoffte sie sich dies auch von der zweiten, die im Jänner 2003 erfolgen sollte, damit sie im Frühjahr wieder mit der Gartenarbeit starten könne. Doch bei der Vorbereitung gab es Komplikationen, die Halsschlagader wurde schwer verletzt und ein Luftröhrenschnitt, mit dem sie gut 2 Monate leben musste und der die von ihr so ersehnte weitere Knie-OP um Wochen verzögerte, wurde notwendig. Mit größter Geduld und Gelassenheit sowie guten Mutes nahm sie all das als Gottes Willen an. Von nun an war ihre Schaffenskraft sehr reduziert und sie musste mit 77 Jahren die Arbeit im Nonntaler Garten aufgeben. Solange es ihre Kräfte erlaubten, verrichtete sie verschiedene Dienste im Kloster, kümmerte sich um das eingelagerte Obst, jätete mit großer Gründlichkeit das Unkraut im Klostergarten, bis sie um 2009 endgültig auf die Krankenstation kam. Seit Oktober 2013 war sie ganz bettlägerig und ertrug das Angewiesensein auf Hilfe in solch vorbildlicher Weise und mit größter Dankbarkeit, dass es für die sie Pflegenden eine Freude war, ihr helfen zu können. Auf die Frage, wie es ihr gehe, kam mit einem freudigen Blick stets die Antwort: „Ja, mir geht’s gut, ich bin zufrieden. Ich brauch jetzt ja nur noch essen, beten und schlafen.“ Bis zuletzt vollzog sie in ihrer völligen Hingabe ihren großen Gebetsauftrag für die Kirche und das Heil der Welt. So kann es nicht verwundern, dass sie am Sonntag in der Gebetsoktav um die Einheit der Kirche, der zugleich der Sonntag des Wortes Gottes ist, zur Zeit der Laudes beim „Vater unser“ ihren letzten Atemzug machte. Der himmlische Vater lasse die Saat ihres langen, stillen und verborgenen Lebens nun reiche Frucht tragen.

Fr. M. Michaela war zeitlebens eine sehr liebenswürdige Mitschwester und hatte ein großes weites Herz für alle. Lange Zeit war sie für unsere Angestellte, die als Flüchtling zu uns kam, eine gute, verständnisvolle und mitfühlende Chefin, mitunter streng aber herzensgut. Zufriedenheit, Starkmut und Treue zeichneten ihr Leben, Beten und Wirken aus. Durch ihre Gartenarbeit im Nonntal war sie auch sehr bekannt, und ihre leuchtend blauen Augen hinterließen bei vielen einen bleibenden Eindruck. Bis zuletzt war sie mit ihrer Familie innig verbunden und bekam regelmäßig Besuch. Noch vor gut 2 Wochen war ihr letzter noch lebender Bruder mit seiner Familie bei ihr und erkundigte sich seither stets besorgt nach ihrem Befinden.